Stehsatz

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Bis tief ins 20. Jahrhundert hinein kannten die Zeitungen kein exakt berechnetes Layout. Die Redakteure kalkulierten ungefähr, wie viel auf eine Seite passte, und gaben ihre Artikel in den Satz. Erst in der Mettage (frz. mettre = setzen; im historischen Druckwesen die Abteilung der Schriftsetzer), wo die in Blei gegossenen Zeilen oder die auf Fotopapier be­lich­teten Beiträge zusam­mengebaut wurden, entstand eine Vorstellung von der Seite. Oft erwies sich dann, dass zu viel Text vorlag und für manche Artikel kein Platz mehr war. Diese wur­den als Stehsatz für den nächsten Tag zurückge­stellt und blie­ben in der Mettage. Im Steh­satz stan­den (manchmal wochenlang) auch Texte, die die Redak­tion im Vor­aus in Satz gegeben hatte, als täg­liche Reserve oder für nachrichtenarme Zei­ten (vgl. → Sommer­loch). Als Bezeichnung für vorproduzierte Texte oder Seiten existiert der Begriff heute noch. Stehsatz wurde früher auch Schie­besatz oder Übersatz genannt. Mit Übersatz waren zudem die herausgekürzten und nicht mehr ver­wertba­ren Bleizeilen gemeint, die man gleich wieder einschmolz (vgl. auch → journalis­tischer Jargon).

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*1950, Prof. Dr., ist apl. Professor i. R. für Journalistik an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Arbeitsschwerpunkte: Kulturjournalismus, Pressejournalismus, Journalismusforschung, Sprache und Stil der Massenmedien. Kontakt: gunter.reus (at) ijk.hmtm-hannover.de Gunter Reus hat Einführungsbeiträge zum → journalistischen Jargon sowie zu → Sprache und Stil im Journalismus geschrieben.