In der Umgangssprache nennt man Anreißer jene Verkäufer, die auf dem Markt ihre Ware lauthals anpreisen. Das Verb ‘anreißen’ steht auch für das Vorzeichnen (‘Ritzen’) von Linien auf Werkstücken. Eine Pralinenschachtel kann man anreißen (anbrechen), im Gespräch lässt sich ein Thema anreißen, und einst riss man ein Zündholz an. Das macht die Bedeutung der journalistischen Metapher ‘Anreißer’ schon offensichtlich: Gemeint ist damit in der Zeitungssprache ein Text, der Interesse wecken und auf eine ausführliche Darstellung neugierig machen soll.
Dabei darf er noch nicht allzu viel vorwegnehmen. Anreißer sind nur wenige Zeilen kurz. Sie können wie eine nachrichtliche → Meldung gebaut sein, das Wesentliche als ‘Summary’ zusammenfassen oder die elliptische (syntaktisch unvollständige) Form einer → Überschrift annehmen (Beispiele: „Blatter kassierte mehr als drei Millionen Euro – Ex-Fifa-Chef klagt gegen seine Suspendierung“ / „Stadtwerke auf der Sonnenseite – Größte Anlage für Photovoltaik eröffnet“ / „Mittagspause – Gesünder essen im Büro“). In jedem Fall verweist die Redaktion am Ende des Anreißers deutlich mit Rubrik und Seitenzahl auf jene Stelle im Blattinnern, wo die Leser mehr erfahren.
Anreißer stehen in der Regel auf der Titelseite einer Zeitung und sind in der linken oder rechten Außenspalte vertikal oder unter dem Zeitungskopf horizontal gruppiert. Im Zeitungsdesign ist hierfür auch der Begriff ‘Promoleiste’ (abgekürzt von engl. promotion = Werbung, Anpreisung) üblich. Der Onlinejournalismus hat das Prinzip des Anreißers als → Teaser übernommen (vgl. auch → journalistischer Jargon).