Feature

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Wortherkunft: im 20. Jahrhundert von engl. feature übernommen, dort Merkmal, Eigenschaft, charakteristischer Grundzug, entlehnt aus altfrz. faiture, lat. factura = das Machen, die Bearbeitung. Eingedeutscht heute auch in den Verbformen verfietschern und anfietschern gebräuchlich.

Das Feature ist ein künstlerisch-publizistisches Genre des illustrierenden, authentifizierenden Journalismus. Es ist keine eigene einheitliche Darstellungsform, sondern setzt sich aus Elementen der → Reportage und des → Berichts zusammen. Das Feature vermittelt Sachinformationen in gestalteter, komponierter Form, kann dazu Dokumente (Tagebücher, Memoiren, Chroniken usw.), szenische Effekte, Zitate u.ä. einfließen lassen. Seine Intention ist, einen abstrakten Sachverhalt ins Konkrete der Alltagserfahrung zu übersetzen. Dies geschieht durch einen Wechsel zwischen Anschauung und Abstraktion, Schilderung und Schlussfolgerung, durch bildliche, lebhafte und facettenreiche Sprache.

Das Genre stammt aus der amerikanischen Presse, der Begriff meint dort jedoch fast den gesamten Bereich der Publizistik. In Deutschland hat sich das Feature nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst in Funk und Fernsehen durch Sprecher- und Szenenwechsel sowie Einblendung von Statements zu einem Thema herausgebildet. Dann übernahm es auch die Presse.

Das Feature muss keinen aktuellen Anlass haben, sondern kann einen Zustand aufzeigen. Die Frage der Form stellt sich dabei für jedes Thema neu, strukturelle Vorgaben gibt es nicht. Das Feature kann deshalb als die freieste Form der → journalistischen Genres bezeichnet werden. Trotz dieser gestalterischen Freiheit beruht es ausschließlich auf Tatsachen. Ziel ist, den Rezipienten emotional begreifen zu lassen, welche Dimension das jeweilige Thema hat. Durch die unterhaltenden Elemente sollen die Informationen leichter an den Rezipienten verkauft werden.

In der journalistischen Praxis ist Feature mitunter zu einem Modewort für unterschiedliche mediale Produkte geworden. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) etwa versteht darunter vor allem Service-Themen, die selten an ein aktuelles Ereignis gebunden sind und als zusätzliche Dienstleistung verstanden werden. Features im obigen Sinn finden sich täglich in Zeitung, Radio und Fernsehen. – mit so unterschiedlichen Themen wie Dschihad im Klassenzimmer? Wie Schüler und Lehrer mit Radikalisierung umgehen (Hessischer Rundfunk), Der Preis der Heilung. Ein Feature über Pharmakonzerne und das Leid der Patienten (ARD radiofeature) oder Mehr Schmerz als Kommerz. Neue Töne im Musical (Deutschlandfunk).

Literatur:

La Roche, Walther von; Gabriele Hooffacker; Klaus Meier: Einführung in den praktischen Journalismus. Mit genauer Beschreibung aller Ausbildungswege Deutschland Österreich • Schweiz. 19. Auflage. Wiesbaden [VS Verlag für Sozialwissenschaften] 2013

Mast, Claudia (Hrsg.): ABC des Journalismus. Ein Leitfaden für die Redaktionsarbeit. Konstanz [UVK] 2000

Noelle-Neumann, Elisabeth; Winfried Schulz; Jürgen Wilke (Hrsg.): Fischer Lexikon. Publizistik/Massenkommunikation. Frankfurt/M. [Fischer] 2002

Roloff, Eckart Klaus: Journalistische Textgattungen. München [Oldenbourg] 1982

Schneider, Wolf; Paul-Josef Raue: Handbuch des Journalismus. Reinbek [Rowohlt] 1996

Sonderhüsken, Hermann: Kleines Journalisten-Lexikon. Fachbegriffe und Berufsjargon. Konstanz [UVK] 1994

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Christina Kiesewetter
*1978, ist Projektleiterin und Redakteurin bei der Medienagentur mct in Dortmund. Davor war sie langjährige Tageszeitungsredakteurin in Lokal-, Mantel- und Projektredaktion sowie Mitarbeiterin am Institut für Journalistik der TU Dortmund. Arbeitsschwerpunkte: Lokaljournalismus, Zukunft der Zeitung, journalistische Genres, journalistische Ausbildung. Kontakt: kiesewetter (at) mct-dortmund.de