O-Ton

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Der Begriff ist eine Abkürzung für ‚Original-Ton‘ und bezeichnet die Audio- oder Video-Aufzeichnung von akustischen Dokumenten vor Ort. (1) Radio-Journalismus: authentische Wort- bzw. Geräusch-Aufnahmen. (2) Fernseh-Journalismus: vor Ort aufgezeichnete Aufnahmen (Bild und Ton).

(1) Radio-Journalismus: O-Töne lassen Radiobeiträge lebendiger werden. Besonders authentisch wirken O-Töne, die nicht eigens produziert wurden, sondern dem Leben ‚abgelauscht‘ sind. Dialektfärbung ist erwünscht und dient dem Lokalbezug. Axel Buchholz erwähnt als Beispiele: die Unterhaltung der Marktfrau mit einer Kundin, die Gespräche und Zurufe spielender Kinder, die Diskussion der Politesse mit einem Parksünder, die letzten Anweisungen eines Trainers vor dem Wettkampf, die Absprachen und Anweisungen der Helfer bei einem Unglück, die Fragen von Polizisten und die Entschuldigungen von Verkehrssündern bei einer Kontrolle.

(2) Fernseh-Journalismus: O-Ton wird beim Außendreh meist zusammen mit dem Bild aufgezeichnet. Der Einsatz reicht vom einfachen Statement bis zur komplexen Spielszene. Im Schnitt ist der Sprecher oft nicht mehr zu sehen, der Ton wird teilweise einem Schnittbild unterlegt. Die Atmosphäre (kurz: Atmo) besteht aus einem Mix mehrerer Geräusche. Sie wird oft synchron gedreht, wenn konkrete Ton-Bild-Bezüge zu erwarten sind, gelegentlich aber auch als ‚Nur-Ton‘, der dann später den Bildsequenzen unterlegt wird.

O-Ton ist ein wesentlicher Bestandteil von Berichten, Reportagen oder Features in Radio und Fernsehen. Statements, Umfragen und Vox Pops (der Stimme des Volkes, die man früher einfach ‚Straßenumfrage‘ nannte) bestehen praktisch nur aus O-Ton. O-Töne werden meist im → Interview eingeholt. Sie können zudem Atmosphäre enthalten, die die Aussage unterstützt. Bei der Fragestellung achten Journalisten darauf, dass die Antworten möglichst in vollständigen Sätzen bzw. Aussagen erfolgen. Darüber hinaus können O-Töne speziell eingeholte Stellungnahmen sein, Ausschnitte aus Reden und Pressekonferenzen oder Passagen aus Archivmaterial. Zum Thema O-Ton existiert vor allem Praxisliteratur.

Literatur:

La Roche, Walther von; Axel Buchholz (Hrsg.): Radio-Journalismus. Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis im Hörfunk. 10. Auflage. Wiesbaden [VS Verlag für Sozialwissenschaften] 2013

Linke, Norbert: Radio-Lexikon. 1200 Stichwörter von A-cappella-Jingle bis Zwischenband. Berlin [List] 1997

Schult, Gerhard; Axel Buchholz (Hrsg.): Fernseh-Journalismus. Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis. 8. Auflage. Berlin [Econ] 2011

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*1959, Prof. Dr. phil., seit 2013 Professorin an der HTWK Leipzig. 1999 gründete sie die Journalistenakademie in München, die sie bis 2013 gemeinsam mit Peter Lokk leitete. Sie gibt die Lehrbuchreihe Journalistische Praxis bei Springer VS heraus, die von Walther von La Roche gegründet wurde. Arbeitsschwerpunkte: Online und Crossmedia, Medienwandel, journalistische Darstellungsformen. Kontakt: gabriele.hooffacker (at) htwk-leipzig.de Zu journalistischen Arbeitstechniken hat Gabriele Hooffacker einen → Einführungsbeitrag geschrieben.