hängen

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rheinischepost_andreasendermann1Definition: 1.) eine aktive Handlung im Bereich journalistischer Arbeitstechniken zur Begutachtung journalistischer Produkte, überwiegend in Tageszeitungsredaktionen. 2.) eine problematische Situation im Produktionsprozess journalistischer Werke, üblicherweise in audiovisuellen Medien, die eine zeitliche Überschreitung des geplanten Ablaufs betont.

1.) umgangssprachliche Bezeichnung für den üblichen Vorgang, in der Nachmittagskonferenz einer Zeitungsredaktion bisher vorproduzierte Zeitungsseiten auszudrucken und an einer Präsentationsleiste im Konferenzraum aufzuhängen. Dort werden die Seiten vom Kollegium gemeinsam begutachtet. Es handelt sich daher um eine Art kollektives Basis-Redigat, das der → Qualitätssicherung dient. Der tatsächliche Vorgang des ‘Aufhängens’ ist durch die Digitalisierung seltener geworden: In vielen Redaktionen existiert mittlerweile eine Monitorwand (auch engl. ‚panel‘ genannt), auf der die Seiten als Datei angezeigt und auf diese Weise betrachtet werden (siehe Foto).

2.) Vor allem im Showbusiness und bei Live-Übertragungen im Fernsehen steht der Ausdruck ‘hängen’ für die Feststellung, dass sich der geplante Programmablauf/Sendeablauf verzögert. Die Äußerung „Wir hängen zehn Minuten“ bedeutet, dass die Produktion zum aktuellen Zeitpunkt zehn Minuten länger dauert als im Zeitplan vorgesehen. Wird das Defizit im weiteren Verlauf nicht wieder ausgeglichen (oder bei aufgezeichneten Sendungen durch kürzende Schnitte in der Postproduktion korrigiert), kommt es zur ‘Überziehung’, das heißt, die Sendezeit wird überschritten und verändert damit (im Fernsehen) das weitere Sendeschema. Allgemein bekannt wurde dieser Umstand in den vergangenen Jahrzehnten oft durch live ausgestrahlte Samstagabend-Shows wie Einer wird gewinnen mit Hans-Joachim Kulenkampff (ARD) und Wetten, dass..? mit Thomas Gottschalk (ZDF). Eingeblendete Hinweise wie „Die nachfolgenden Sendungen verschieben sich um 45 Minuten“ gingen in den deutschen Sprachgebrauch über.

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Martin Gehr
*1979, hat Diplom-Journalistik und Germanistik an der Technischen Universität Dortmund studiert. Er arbeitet als freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Print und Online und war von 2016 bis 2019 redaktioneller Leiter des Journalistikons. Seine Diplomarbeit über Metaphern und Redewendungen im politischen Kommentar erschien 2014 im Verlag Springer VS (Wiesbaden). Zudem gehört er zu den Autoren des Lehrbuchs Stilistik für Journalisten (2010), das ebenfalls bei Springer VS veröffentlicht wurde. Neuerscheinung: Wer nicht alle Tassen im Schrank hat, sollte mal in der Spülmaschine nachschauen (2021) bei tredition und als E-Book bei tolino media.