Nachdrehe

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Journalisten sind daran interessiert, Themen im Gespräch zu halten (zu ‘kochen’), vor allem dann, wenn sie sie selbst recherchiert haben. Diese Weiter- oder Nachberichterstat­tung be­zeichnen sie als Nachdrehe.

Berichtet die Redaktion heute von einem Skandal im städti­schen Bau­amt, dann kann sie am nächsten Tag Reaktionen darauf ver­melden und einordnen, am dritten Tag Bürger auf der Straße befragen und am vierten die Zustände in anderen Be­hörden ins Visier neh­men. So bleibt die öffent­liche Diskussion in Gang. Die Nachdrehe kann Aus­druck einer hartnä­cki­gen und konsequen­ten → Recherche sein. Der Begriff verweist aber auch auf negative Seiten dieses Prinzips: Das Nachdrehen beinhaltet die Gefahr des Überdrehens, also einer künstlich forcierten Aufmerksam­keits­steigerung, die unter Umständen mehr im Inter­esse des Medi­ums als dem der Öffentlichkeit liegt.

Im Jargon der Nachrichtenagenturen steht der Begriff Nachdrehe für die fortlaufende Aktualisierung von Meldungen und Berichten im Laufe eines Tages (vgl. auch → journalis­tischer Jargon).

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Gunter Reus
*1950, Prof. Dr., ist apl. Professor i. R. für Journalistik an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Arbeitsschwerpunkte: Kulturjournalismus, Pressejournalismus, Journalismusforschung, Sprache und Stil der Massenmedien. Kontakt: gunter.reus (at) ijk.hmtm-hannover.de Gunter Reus hat Einführungsbeiträge zum → journalistischen Jargon sowie zu → Sprache und Stil im Journalismus geschrieben.