Weiterbildung im Journalismus

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Seminar_rido_clipdealer_comWeiterbildung bezeichnet organisiertes, also in Kursen strukturiertes Lernen, das zeitlich nach einer ersten Lernphase bzw. nach dem Erwerb eines Berufs- oder Hochschulabschlusses stattfindet. Es gibt Weiterbildungsangebote für Hochschulabsolventen und berufsbegleitende Angebote. Im Journalismus dient Weiterbildung zur Vertiefung von Spezialgebieten und zur Aneignung neuer Techniken (z. B. → digitale Arbeitsprozesse). Da der Berufszugang nicht geregelt ist, wird Journalistenweiterbildung auch von Quereinsteigern aus anderen Berufen oder mit fachfremden Hochschulabschlüssen genutzt, um journalistische Fachkenntnisse zu verbessern.

Die Weiterbildungsangebote für → Journalisten lassen sich in Deutschland zwei Gruppen zuordnen:

1) Verbände, Parteien, Stiftungen und Interessengruppen informieren Journalisten in Seminaren über ihre Themengebiete.

2) Etwa 20 Weiterbildungsinstitute bieten Kurse zu → journalistischen Arbeitstechniken und anderen Journalismus-Themen an. Kerngeschäft vieler Weiterbildungsinstitute sind die Volontärskurse. Laut Tarifvertrag haben → Volontäre Anspruch auf eine überbetriebliche Weiterbildung zusätzlich zu ihrer praktischen Ausbildung in den → Verlagen. Die Verlagshäuser und kleinen Rundfunksender, die nicht über eigene → Journalistenschulen verfügen, schicken ihre Volontäre dazu in Kurse der Akademien.

Die journalistischen Weiterbildungsinstitute befinden sich allerdings in einer finanziellen Krise. Dafür gibt es mehrere Ursachen: Die Verlage bilden weniger Volontäre aus und sparen in großem Umfang zusätzliche Maßnahmen ein, → Redakteuren wird angesichts knapp besetzter → Redaktionen kaum noch Auszeit für Weiterbildung gestattet, und freie Journalisten mit knappen Einkommen haben kaum noch Ressourcen für Weiterbildung. In der Folge müssen die Akademien ihr Angebot bereits stark einschränken oder zum Teil sogar ganz schließen.

Während die Akademien kurze praxisorientierte Workshops zu bestimmten Themen anbieten, hatte sich der Studiengang Journalisten-Weiterbildung an der Freien Universität Berlin (gegründet 1979) vorgenommen, in einer Mischung aus Fern- und Präsenzstudium das theoretische Hintergrundwissen von berufstätigen Journalisten zu vertiefen. Das berufsbegleitende, sechssemestrige Studium vermittelte wissenschaftliche Grundlagen, damit journalistische Tätigkeiten reflektierter angegangen werden können. Jedoch hat das Land Berlin die Finanzierung des Studiengangs gestrichen, seit 2003 werden keine neuen Studierenden mehr aufgenommen und der Studienbetrieb wurde 2005 eingestellt.

Neue Angebote entstehen unter den Master-Studiengängen, z. B. ‘Journalism, Media and Globalisation’, ein zweijähriges Master-Programm der Universität Hamburg, das an der ‘Danish School of Journalism’ in Aarhus beginnt und in Hamburg, Amsterdam, London oder im walisischen Swansea fortgesetzt wird. Der Master-Studiengang richtet sich an Journalisten, die bereits einen Bachelor oder einen anderen Hochschulabschluss haben (siehe auch → Journalistische Ausbildung).

Hier eine Auswahl offizieller journalistischer Weiterbildungsangebote bzw. Web-Präsenzen renommierter Weiterbildungsinstitute auf dem Gebiet des Journalismus:

Literatur:

Ruß-Mohl, Stephan: Journalistenweiterbildung. Cloning als Prinzip. In: Publizistik, 4, 1990, S. 428-441

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*1966, Prof. Dr., ist seit 2003 Professorin für Journalismus an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven. Arbeitsschwerpunkte: Pressefreiheit, Medienkonzentration und Vielfalt, internationaler Journalismus. Andrea Czepek hat zur Ausbildung im Journalismus einen → Einführungsbeitrag geschrieben.