Der Pressefotograf ist neben dem Bildredakteur die zentrale Berufsrolle im → Fotojournalismus. Der Begriff findet für Akteure im Journalismus Verwendung, die aktuelle Fotografien von Ereignissen oder Personen für den redaktionellen Teil journalistischer Publikationen produzieren. Sie arbeiten sowohl für Zeitungs- und Zeitschriftenverlage als auch für Bild- und Nachrichtenagenturen. Synonym werden auch die Begriffe Zeitungsfotograf, Fotoreporter oder Fotojournalist benutzt. Der Berufszugang erfolgt entweder über eine Fotografenausbildung, bzw. ein Fotostudium, oder ein Volontariat bei einer Zeitung, bzw. einer Bildagentur. Pressefotograf ist keine geschützte Berufsbezeichnung, weshalb der Beruf, wenn nicht festangestellt ausgeübt, unter die freien Berufe fällt und somit nicht als Gewerbe gilt. Bei journalistischen Medien angestellte Pressefotografen zählen laut Tarifvertrag zur Gruppe der → Redakteure.
Die Entwicklung hin zu einer eigenständigen Pressefotografie und die Ausbildung des Berufsbildes Pressefotograf gehen auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Entscheidend dafür war die Entwicklung von Verfahren, um Fotografien in der Presse drucken zu können (vgl. Vowinckel 2016: 55). Erste hauptberuflich arbeitende Pressefotografen lassen sich in Deutschland um die Jahrhundertwende nachweisen, womit eine Phase der Professionalisierung einsetzt (vgl. Grittmann 2007: 25). Einen Dämpfer bekommt die Entwicklung im zweiten Weltkrieg durch die Degradierung freier Pressefotografen durch das NS-Regime zu „uniformierten Bildberichterstattern in den Reihen der Propaganda-Kompanien“ (Pensold 2015: 75). Mit der Weiterentwicklung der Fotografie-, Druck- und Übertragungstechnik, wie etwa der Einführung der elektronischen Bildverarbeitung (vgl. Macias 1990: 71 ff.) oder dem flächendeckenden Umstieg auf die Digitalfotografie ging immer auch eine Anpassung der Arbeitspraktiken und -routinen einher.
Heute finden sich festangestellte Pressefotografen vor allem bei Lokal- und Regionalzeitungen sowie den Bilderdiensten der Nachrichtenagenturen, wie etwa der Deutschen Presse Agentur (dpa). Im → Lokaljournalismus arbeitende Pressefotografen führen weitestgehend redaktionelle Aufträge aus und verfügen somit nur über einen geringen Grad an Autonomie. Angesichts der Krise im Zeitungsjournalismus sowie eines damit verbundenen Wandels von Arbeitsformen ist die Zukunft des Berufs Pressefotograf unklar. Vor allem überregionale Tageszeitungen ebenso wie Magazine verfügen heute kaum noch über eigene Fotoreporter. Aktuelle Zahlen zur Anzahl festangestellter Pressefotografen gibt es jedoch nicht. Mit dem heute eher gebräuchlichen Begriff Fotojournalist wird ein hybrides Berufsfeld umschrieben, in dem vor allem frei arbeitende Fotografen sowohl für journalistische Medien als auch Corporate Publikationen tätig sind.
Literatur:
Grittmann, Elke: Das politische Bild: Fotojournalismus und Pressefotografie in Theorie und Empirie. Köln [von Halem] 2007.
Macias, José: Die Entwicklung des Bildjournalismus. München [Saur] 1990.
Pensold, Wolfgang: Eine Geschichte des Fotojournalismus: Was zählt, sind die Bilder. Wiesbaden [Springer VS] 2015.
Vowinckel, Annette: Agenten der Bilder. Fotografisches Handeln im 20. Jahrhundert. Göttingen [Wallstein] 2016.