Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) ist eine von Gesellschaftern getragene, staatlich unabhängig arbeitende Vollagentur in Deutschland. Zum Medienunternehmen dpa gehören die Deutsche Presse-Agentur GmbH sowie die dpa-Unternehmensgruppe. Diese umfasst mehrere Tochterfirmen, darunter die dpa-infocom GmbH, dpa Picture-Alliance GmbH, news aktuell GmbH, dpa-IT Services GmbH, Rundfunk-Agenturdienste GmbH und die UseTheNews gGmbH. Der Umsatz der dpa GmbH und der dpa-Unternehmensgruppe betrug im Jahr 2024 105,5 Millionen und 161,5 Millionen Euro (dpa 2024). Sie beschäftigten 706 und 1.362 Mitarbeitende (dpa 2024). Der Sitz der dpa ist Hamburg und Berlin; sie ist an 54 inländischen und 83 internationalen Standorten tätig. Als eine der größten nationalen Nachrichtenagenturen weltweit ist die dpa auch international tätig.
Gründung
Die Gründung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) war Teil der demokratischen Neuordnung der Medienlandschaft in Deutschland in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Die dpa ging aus den drei westlichen Zonenagenturen hervor. Die deutschen Gesellschafter der Zonenagenturen – die Lizenzverleger (→ Lizenzpresse) – unterzeichneten am 18. August 1949 einen neuen Gesellschaftsvertrag. Der gewählte Aufsichtsrat stellte am 31. August 1949 in der ersten dpa-Meldung das neue Unternehmen vor. In der für Agenturmeldungen charakteristischen Kleinschreibung hieß es: „mit dem 1. September 1949 nimmt die […] deutsche presse-agentur ihren dienst auf. […] dpa wird die tradition der bisherigen deutschen nachrichten-agenturen fortsetzen und mit vereinten kraeften den ausbau des nachrichtenwesens betreiben. Die pflege der objektiven nachricht und die unabhaengigkeit von jeder staatlichen, parteipolitischen und wirtschaftlichen interessengruppe werden das merkmal der neuen agentur sein […]. Das kennzeichen dpa muss vom ersten tage an das vertrauen der deutschen zeitungen, der deutschen oeffentlichkeit und der welt haben.“ (vgl. Wagner 2024: 19)
Unternehmensstruktur
Die dpa ist bis heute ein von → Verlagen, → Rundfunk– und Medienanbietern getragenes Unternehmen. 1951 trugen insgesamt 181 Gesellschafter die dpa. Die Zahl der Medienunternehmen, die sich an der Gesellschaft beteiligten, schwankte im Verlauf der über 75-jährigen Geschichte. Im Januar 2024 trugen 172 Gesellschafter die dpa GmbH. Diese zeichneten ein Stammkapital in Höhe von 16,46 Millionen Euro.
Das Vorbild für die Unternehmensstruktur als eine sogenannte „media-owned national news company“ (Jääskeläinen/Yanatma 2019) lieferte die US-amerikanische Nachrichtenagentur Associated Press (AP), eine von Zeitungsunternehmern getragene Genossenschaft mit einem Verständnis von „News“ als einem „public good“, einem gesellschaftlichen Wert, und dem Ziel, → objektive Nachrichten zu liefern. Die westalliierten Siegermächte wählten in den Nachkriegsjahren diese Ownership-Struktur für die Nachrichtenagenturen in Italien, Österreich und Japan. Die binnenpluralistische Kontrolle durch die Breite der beteiligten Medienanbieter sollte eine direkte staatliche Kontrolle des Nachrichtenwesens dauerhaft verhindern. Im Gesellschaftsvertrag der dpa GmbH wurde deshalb von Anfang an die Dominanz einzelner Medienkonzerne und Großverlage verhindert, indem mehrere Klauseln Höchstgrenzen für die Beteiligung von Verlagen und Rundfunkanbietern festlegten.
Hinzukam, dass die Gemeinschaftseinrichtung nicht darauf ausgerichtet wurde, Gewinne zu erwirtschaften. Die dpa kann Jahresüberschüsse nach Steuern für den Ausbau der Agentur und für die Einführung von innovativer technischer Infrastruktur verwenden (2024: 1,38 Millionen Euro; 2023: 1,36 Millionen Euro; 2022: 1,17 Millionen Euro). In ihrer Geschichte schrieb die Agentur bislang nur zwei Mal Verluste: In den Jahren 2009 und 2010 wies sie einen Fehlbetrag von 3,8 bzw. knapp 5,2 Millionen Euro aus. Im Verlauf der 2000er und 2010er Jahre musste die Agentur ihre Stellung als unabhängige Nachrichtenagentur verteidigen und sich im Wettbewerb mit Konkurrenten behaupten, um Marktführer auf dem deutschen Nachrichtenmarkt zu bleiben. Vor allem reagierte sie auf die Herausforderungen von Globalisierung und → Digitalisierung und schärfte angesichts der Ökonomisierung der Medienlandschaft ihr Profil. Große Teile der Redaktion zogen damals von Hamburg nach Berlin um, wo im September 2010 für die dpa-Zentralredaktion in der Axel-Springer-Passage ein erster neuer moderner → Newsroom eröffnet wurde. Gleichzeitig fand ein „Umzug in den Köpfen“ statt, wie es der damalige → dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner formulierte (dpa. Geschäftsbericht 2010: 14, 16 und 18). Die dpa, die sich seit jeher als „Agentur der deutschen Medien“ verstand und die „versucht, ihre Kunden durch entsprechende Dienstleistungen zu unterstützen“ (dpa. Geschäftsbericht 2010: 24), flexibilisierte ihre Arbeitsprozesse und baute sich zu einer modernen multimedialen Service- und Dienstleistungsagentur um, ausgerichtet auf die Wünsche und Bedarfe der Medienkunden.
Aufgabe und Anspruch
Der Satzungszweck der dpa wird seit 1949 im Gesellschaftsvertrag festgehalten. „Gegenstand des Unternehmens“, so heißt es in § 5, Absatz 1, ist „die Sammlung, Verarbeitung und Verbreitung von Nachrichten-, Archiv- und Bildmaterial jeder Art.“ Der nächste Absatz macht den damit verbundenen journalistischen Anspruch deutlich: „Das Unternehmen erfüllt seine Aufgabe unparteiisch und unabhängig von Einwirkungen und Einflüssen durch Parteien, Weltanschauungsgruppen, Wirtschafts- oder Finanzgruppen und Regierungen.“ (Gesellschaftsvertrag in der Fassung vom 28. Juni 2023). Die Formulierungen zeigen: Die Arbeit der dpa vollzieht sich in einem Spannungsfeld, in dem die → Nachricht als zu vermarktendes Produkt, als ‚Ware‘, dem Anspruch gegenübersteht, ‚wahre‘ Nachrichten, also nach journalistischen Qualitätskriterien erarbeitete, objektive, überprüfte Information anzubieten.
Die dpa ist ein zentraler Dienstleister im Medienbereich, ein Business-to-Business-Unternehmen (B2B). Ihre Kunden sind Verlage, Redaktionen und andere Medienanbieter, nicht die Mediennutzerinnen und -nutzer selbst. Deshalb wird gern das Bild des Nachrichtengroßhändlers beziehungsweise des „wholesalers“ bemüht, um diese Rolle hinter den Medien zu beschreiben (vgl. Boyd-Barrett 2010). Zum anderen folgt die dpa ihrem hohen Anspruch und zeigt großes Selbstbewusstsein. Das bekannteste Bild, das in diesem Zusammenhang von der dpa im Umlauf ist, bezeichnet die Agentur als „Wasserwerk der Medien“. Die dpa sorge für das Funktionieren des Nachrichtensystem; im Sprachgebrauch der Metapher heißt das, dass aus dem „Wasser“, das die dpa liefert, die Publisher „sowohl Bier brauen als auch Cola machen oder es pures Wasser sein lassen“, so Sven Gösmann, seit 2014 Chefredakteur der dpa (Gösmann 2023).
Zukunft als adaptive Organisation
Die Arbeit von Deutschlands einziger Vollagentur sieht sich vor zahlreiche wirtschaftliche und medientechnologische Herausforderungen gestellt (vgl. Rantanen et al. 2019). Die dpa muss – wie alle staatlich unabhängigen und somit wirtschaftlich operierenden Nachrichtenagenturen ihr Geschäftsmodell immer wieder neu anpassen, um „Kunden auch außerhalb des klassischen Feldes tagesaktueller Medien zu gewinnen“ (Grüblbauer/Wagemann 2020: 801), sowie Netzwerkstrukturen für die Produktion und Lieferung von Informationsdienstleistungen aufbauen (Meißner et al. 2024). Im Herbst 2024 startete die dpa dazu ihre Unternehmensstrategie „Adapt to Grow“ (dpa. Geschäftsbericht 2024: 9-11). Diese sieht den Ausbau der Agentur zu einer adaptiven Organisation vor, zu einem dynamischen Informations- und Kommunikationsnetzwerk im Geschäftsfeld ‚Intelligence & Communications‘. Im Zentrum einer solchen Entwicklung wird stehen, flexibel und schnell auf Veränderungen im Nachrichtenmarkt, auf technologischen Innovationen und die sich wandelnden Bedürfnisse von Kunden zu reagieren.
Diese Kundenorientierung und die damit einhergehende Diversifizierung des Produktuniversums sind schon seit langem bei der dpa zu beobachten. Peter Kropsch, seit 2017 Vorsitzender der Geschäftsführung der dpa, spricht scherzhaft von der „Erbsünde“ der Nachrichtenagenturen: „Innovation ist ein Imperativ. Vom Kerngeschäft kann eine Agentur nicht leben. Ich muss mir überlegen, wie ich mit meinen Kernkompetenzen in andere Geschäftsfelder oder Märkte gehe und welche innovativen Ideen dort funktionieren.“ (Kropsch 2023) Um diesen Kern mit Nachrichten im engeren Sinn zieht sich ein immer stärker ausdifferenzierter Bereich der dpa-Unternehmensgruppe als serviceorientiertes Dienstleistungsunternehmen mit einem Portfolio an Angeboten für ihre Kunden in der Medienbranche.
Ein Beispiel hierfür sind die vielfältigen → Faktencheck-Aktivitäten der dpa. 2019 stieg sie in das ‚Factchecking-Geschäft‘ ein, als die Nachrichtenagentur Teil des umfangreichen Third-party-Fact-Checking-Programms des US-amerikanischen Internetkonzerns Facebook wurde. Inzwischen entwickelte sich Factchecking zu einer zentralen und einträglichen Dienstleistung, welche die dpa mit ihrem Haus-Claim „Den Fakten verpflichtet“ verbindet. Mittlerweile arbeitet ein 30-köpfiges Team als „eigenständige Faktencheck-Redaktion“, die in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Benelux-Staaten mögliche Falschbehauptungen prüft und entsprechende Faktenchecks ausarbeitet. Die inzwischen weit über 5.000 Faktenchecks erfolgen entweder im Rahmen des weiterhin bestehenden Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung oder in Eigeninitiative. Das Faktencheck-Team der dpa ist zertifiziertes Mitglied des weltweiten International Fact-Checking Networks (IFCN) und Mitglied des European Fact-Checking Standards Network (EFCSN), das den „European Code of Standards for Independent Fact-Checking Organisations“ mitträgt. Im November 2022 begründete die dpa das German-Austrian Digital Media Observatory (GADMO) mit, zu dem auch die Agenturen AFP und AP sowie die Redaktion Correctiv gehören. Die Arbeit gegen Fake News wird – nicht zuletzt durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz – im Zusammenhang mit „Nachrichten im digitalen Zeitalter“ in der Zukunft zunehmen (vgl. Faktencheck auf neuem Terrain 2023).
Ein aktuelles Beispiel für die Umsetzung der neuen Unternehmensstrategie ist die Kooperation der dpa mit dem US-amerikanischen KI-Unternehmen You.com. Gemeinsam entwickelt man seit Oktober 2024 ein „Retrieval Augmented Generation (RAG)“-Modell, mit dem dpa-Kunden auf der Basis der über Jahrzehnte entstandenen dpa-Inhalte neue, KI-gestützte Antworten nahezu in Echtzeit erstellen können (Knoll 2025).
Literatur
Boyd-Barrett, Oliver (Hrsg.): News Agencies in the Turbulent Era of the Internet. Barcelona [Government of Catalonia] 2010.
dpa. Geschäftsbericht 2010. Hamburg und Berlin. dpa-Unternehmensarchiv. Sign. I.04.
dpa. Geschäftsbericht 2024. Hamburg und Berlin. https://geschaeftsbericht.dpa.com/de/2024/geschaeftsbericht-2024 [13.12.2025].
dpa. Homepage. https://www.dpa.com/de [13.12.2025].
Faktencheck auf neuem Terrain. Medienkompetenz stärken und Desinformation bekämpfen im Zeitalter der KI. Whitepaper. Hamburg [dpa] 2023.
Gesellschaftsvertrag. In der Fassung des Beschlusses der Gesellschafterversammlung am 28. Juni 2023. Hamburg [Deutsche Presse-Agentur GmbH] 2023.
Gösmann, Sven: Interview mit Hans-Ulrich Wagner. Berlin, 11.5.2023. [Unveröffentlicht] Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut.
Grüblbauer, Johanna; Johannes Wagemann: Nachrichtenagenturen. In: Krone, Jan; Tassilo Pellegrini (Hrsg.): Handbuch Medienökonomie. Wiesbaden [Springer VS] 2020, S. 801-833.
Jääskeläinen, Atte; Servet Yanatma: The Future of National News Agencies. Case study 4. Business model innovation in media-owned national news agencies. London [The London School of Economics and Political Science] 2019. http://eprints.lse.ac.uk/100067/1/cs4_jaaskelainen_yanatma_2019.pdf [13.12.2025].
Knoll, Julian: „dpa-Recherche“: In fünf Schritten zum eigenen RAG. In: dpa-innovation, 7.2.2025. https://innovation.dpa.com/2025/02/07/dpa-recherche-in-fuenf-schritten-zum-eigenen-rag/ [13.12.2025].
Kropsch, Peter: Interview mit Hans-Ulrich Wagner. Hamburg, 8.6.2023. [Unveröffentlicht] Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut.
Meißner, Florian et al.: Kritische Infrastruktur für den Journalismus? Zur Rolle von Nachrichtenagenturen in einem sich rapide wandelnden Medienmarkt. In: Medien und Kommunikationswissenschaft 72 (4), 2024, S. 396-417.
Rantanen, Terhi et al.: The Future of National News Agencies in Europe: Executive Summary. London [The London School of Economics] 2019. https://eprints.lse.ac.uk/100062/1/news_agencies_exec_summary.pdf [13.12.2025].
Schulten-Jaspers, Yasmin: Zukunft der Nachrichtenagenturen. Situation, Entwicklungen, Prognose. Baden-Baden [Nomos Verlagsgesellschaft] 2013.
Segbers, Michael: Die Ware Nachricht. Wie Nachrichtenagenturen ticken. Konstanz [UVK] 2007.
Wagner, Hans-Ulrich: Im Dienst der Nachricht. Die Geschichte der dpa. Frankfurt am Main [Societäts-Verlag] 2024.
Wilke, Jürgen (Hrsg.): Nachrichtenproduktion im Mediensystem. Von den Sport- und Bilderdiensten bis zum Internet. Köln u. a. [Böhlau Verlag] 1998.
Wilke, Jürgen: Das Nachrichtenangebot der Nachrichtenagenturen im Vergleich. In: Publizistik 52 (3), 2007, S. 329-354.